SPAM anstatt Mittagessen

By | 6. July 2009

Mittagsmenus der Restaurant sind so eine Sache. Manchmal kann man sich nicht entscheiden welches der angebotenen Menus man auswählen soll, teilweise entscheidet man sich aber einfach auch (nur) für Schnipo, weil nichts von der Auswahlwirklich lecker tönt, oder das einzige für seinen Geschmack essbare bereits ausverkauft ist und man sitzt ja schliesslich bereits mit knurrendem Magen am Tisch. Einzelne Restaurants verschicken am Morgen ihre Tagesmenus als Fax oder per eMail. Da kam uns vor ein paar Wochen die Idee, eine Website zu erstellen wo Restaurants ihre Menüs direkt mit einem Login einpflegen können und die Mittagsmenüs dann nach Region abgerufen werden können. Selbstverständlich müsste es auch eine iPhone-App geben, die in einem vorgegebenen Umkreis vom ausgewählten Standort die Mittagsmenüs der einzelnen Restaurants auflistet. Es blieb bei der Idee.
Heute stolperte ich per Zufall über die Website Menu2. Bis auf die iPhone-App ist genau alles so gemacht wie ich mir dies vorgestellt hatte und sieht auch noch ansprechend aus. Beim genaueren hinschauen viel mir aber auf , dass der Service für Restaurants sowie für Gäste kostenlos ist und es auf der ganzen Website nirgens Werbung gibt. Wovon die leben die denn? Der Verdacht liegt nahe, dass hier eMailadressen für SPAM gesammelt werden. Um davon abzulenken hat es auf der Website einen Menüpunkt “Datenschutz” worunter promt ein Privacy Statement erscheint. Dort steht unter anderem folgendes:

… menu2 nutzt Ihre persönlichen Daten zu Zwecken der technischen Administration der Webseiten, zur Kundenverwaltung, für Produktumfragen und für das Marketing, d.h. um Sie über die neuesten Produktankündigungen, Software-Aktualisierungen, Sonderangebote und sonstige Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten, die nach unserer Einschätzung interessant für Sie sind. Dies jeweils immer nur im dafür erforderlichen Umfang …

soweit so gut. Nun gehts aber noch weiter:

… menu2 gibt grundsätzlich keine persönlichen Daten an Drittpersonen weiter. menu2 kooperiert jedoch mit Partnern, welche dem menu2-Kunden eine zusätzliche Dienstleistung erbringen können. Die Behandlung der persönlichen Daten durch den menu2-Partner ist durch dieses Privacy Statement nicht abgedeckt. Bitte informieren Sie sich direkt beim entsprechenden Partner …

Aha, da ist es doch schon. Wer diese Partner sind, ist nirgens geschrieben. Ich kann mich also nicht informieren und will auch nicht wenn dies Möglich wäre täglich herausfinden wer neuer Partner ist damit ich mich dort wieder informieren könnte, wie ich mich dort jeweils, falls dies überhaupt möglich ist wieder abmelden könnte. Ganz raffiniert ist auch die Idee ein “Opt-in / Opt-out” anzubieten, was noch professionell tönt, aber für die bereits an die “Partner” weitergegeben Daten nichts nützt! Die Firma, welche diese Mittagsmenüite anbietet hat ansonsten übrigens nur Homepages zu Boot- und Wohnmobilverkauf. Komisches Geschäftsmodell, aber wer kann sich denn in der jetztigen Wirtschaftskrise noch ein Boot leisten?

Es zeigt sich einmal mehr dass die Spamer nicht mehr einfach nur Websites nach eMailadressen abgrasen, sondern mit gezielten Aktionen die PC-Benuzer dazu bringen die Angaben gleich selbst in die Datenbank des Spamers einzutragen. Ein ganz einfaches System in diesem Zusammenhang bietet da übrigens Facebook. Ist Dir auch schon aufgefallen, dass wenn Du ein Spielchen oder eine Umfrage oder sonstwas machen willst, die jeweiligen Facebook-Applikation jedesmal volle Rechte auf Dein Benutzerkonto geben musst? Das tönt dann jeweils so:

Wenn du App-XY den Zugriff erlaubst, kann diese Anwendung auf deine Profilinformationen, Fotos, Informationen über deine Freunde und weitere Inhalte, die sie benötigt um zu funktionieren, zugreifen.

spam

echter SPAM ist ein vollständiges Mittagessen

Ich habe auch dort keine Chance zu sagen, welche der Daten ich dafür freigebe und weiss auch nicht welche wirklich dazu benötigt werden. So eine App zu schreiben ist übrigens nicht schwierig und wenn ich sehe wer mir täglich Anfragen schickt um an so komischen Sachen (Spiel, Quizes, Umfragen …) mitzumachen steckt da richtig viel Potenzial drin. Wenn man dann noch die Profile der einzelnen “Freunde” anschaut, stehen einem so richtig die Haare zu Berge. Da ist jede Zeile säuberlich detailiert ausgefüllt, niemandem auf der Strasse würde man alle dies Infos geben. Marketingfirmen lecken sich die Finger wenn sie Daten wie Geburtsdatum, Telefonnummern, Beruf, vollständige Adresse, Hobbys etc. erhalten.  Ich möchte nicht darauf eingehen was ich unter Freunde verstehe, da könnt ich noch ewig weiterlästern, aber viele Leute machen sich einen Sport draus einfach möglichst viele sogenannte Freundschaften im Facebook zu haben. Die werden dann auch noch sauer wenn ich jeweils cool auf ignorieren klicke, fragen mich aber dann jeweils wieso ihre Mailbox plötzlich von einem Tag auf den andern mit SPAM geflutet würde. Rechtlich schütz uns übrigens  Art. 3 Bst. o UWG (Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb) gegen SPAM aber nur wenn es der Versender unterlässt, vorher die Einwilligung der Kunden einzuholen, was in meinen obengenannten Besispielen aber nicht der Fall ist, da der “Kunde” dies mit der Anmeldung zum jeweiligen Service jeweils akzeptiert. Es bleibt einem also nichts anderes übrig als zuerst exakt zu lesen was mit den meinen Daten passiert und dann auf den einen und anderen sicherlich praktischen aber unseriösen Dienst zu verzichten.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *